Hope for the Weak – Honour Bound

Diesen Tonträger bewerten
[Total: 29 Average: 4.3]

Hope for the Weak – Honour Bound
OPOS Records | CD

OPOS Records bleibt sich selbst treu und hält daran fest, es zum nahenden Jahresende noch einmal ordentlich krachen zu lassen. Und das funktioniert auch wunderbar, denn es melden sich die totgeglaubten Hope for the Weak zurück. Anders, aber nicht weniger gut…

Vor einigen Jahren wurde es still um Hope for the Weak, nach nur einem Album und einer Split mit den Selbststellern, gab es kein neues Material mehr. Warum? Nun, das lässt sich nur vermuten, was wir an dieser Stelle nicht machen wollen und in Hinblick auf die vorliegende Honour Bound Produktion auch nicht mehr wichtig, oder? Die Jungs sind wieder, zumindest fast. Sänger Gunar, den wir aus der Vergangenheit am Mikro bei der Band kannten, ist nicht mehr dabei. Dafür hat jetzt Rudi den Part übernommen und dieser meistert seine Sache wieder einmal mit Können und Raffinessen.

Dass man musikalisch einen weiten Schritt nach vorne gemacht hat, wird man bereits mit dem ersten Lied hören. Aber auch stilistisch gibt es Veränderungen zu vernehmen. Man ist der härteren Gangart zwar nicht komplett entwichen, jedoch nicht mehr ausschließlich im Core Bereich vertreten. Auf Honour Bound vereinigt man gekonnt den melodischen Rock mit harten Core-Elementen. Starke Hooklines und jede Menge fetzige und melodische Gitarren-Riffs & Solos ziehen sich durch die Lieder, dann wieder Breakdowns, die als Aha Effekt so manche Stelle garnieren. Mal ziemlich zügig und dann wieder im balladesk anmutenden Midtempo, die Lieder auf dem zweiten Album geizen wahrlich nicht an Einfallsreichtum und Spielfreude. Kein Zweifel, hier gibt es einen musikalischen Hybriden serviert, der verdammt viel Spaß macht. Es ist teilweise schon ekelhaft – im positiven Sinne – wie Wüste den Bass auf dieser Scheibe zum Glühen bringt und damit dem Material seine Tiefe verleiht. Man kann den Lautsprechermembranen förmlich beim Abkotzen zusehen. Stark, wirklich stark und das Zusammenspiel dieser doch recht unterschiedlichen Stilrichtungen bringt das gewisse Etwas mit sich. Gut, es ist nicht das erste Projekt seiner Art, dafür aber ein verdammt starker Vertreter, der seine Freunde finden wird. Neben unzähligen Chorgesängen, übernimmt Rudi hier den Hauptteil am Mikro, wie bereits etwas weiter oben schon geschrieben. Allerdings darf man hier viele verschiedene Sangesweisen vernehmen und nicht ausschließlich klaren Gesang. Rudi shoutet auch und dies ziemlich gut. Man muss sich allerdings auch auf eine eher unkonventionelle Art und Weise einstellen, immerhin treffen auf dieser Scheibe Shouts, die für den Hardcore typisch sind, auf eher rockige Melodien und Rhythmen und dies könnte einige etwas irritieren. Aber keine Sorge, nach kurzer Zeit ist das anfängliche Unwohlsein verflogen und man ist inmitten des Geschehens. Der umtriebige Musiker ist ja nun kein unbekannter Vertreter im nonkonformen Musikgeschäft und überzeugte in der Vergangenheit durch hochwertige Arbeiten als Gitarrero. Dieses Können steckt voll und ganz im Honour Bound Album und ein wenig hört man andere Arbeiten auch raus.

Es sollte jedem klar sein, dass man hier auf vergebenen Posten hockt, wenn es einem nach stumpfen Parolen und Phrasen dürstet. Mal ehrlich, hat das wirklich jemand erwartet bei dieser Produktion? Egal, auf Honour Bound geht es sozialkritisch und durchdacht zur Sache. Überwiegend in englischer Sprache vorgetragen, bieten die 11 Titel der regulären Edition, 14 Lieder sind es auf der CD im limitierten Digi, eine deutliche musikalische Anklage gegen diese verrückte Gesellschaft. Wenn auch jedes Lied auf dieser Scheibe für sich selbst steht und jede einzelne Nummer ein echter Hörgenuss ist, ist entfaltet sich Honour Bound doch erst in seiner Gesamtheit.

OPOS Records hat sich nicht lumpen lassen und verpacken dieses progressive Album in zwei einwandfreie Produktionen. Genau, neben einer regulären Edition im klassischen Jewelcase, gibt noch ein limitiertes Digi. Dieses ist auf 500 Exemplare limitiert und kommt mit alternativer Gestaltung. Optisch ist das Teil echt geil geworden, die Gestaltung erinnert mich ein wenig an A Day To Remember oder We Butter The Bread With Butter, dieser Comic lastige Stil macht echt was her. Im Beiheft findet ihr alle Texte. Das Motiv ist bei beiden Varianten identisch, allerdings kommt das Digi im weißen Ton daher, die reguläre Edition ist dunkel gehalten. Aber das wohl interessanteste an am Digi ist die Tatsache, dass es 3 Bonuslieder gibt. Zwei neu vertonte Titel vom ersten, leider indizierten Album und eine Coverversion von einem Bound for Glory Lied. Das Bonusmaterial fetzt und es freut mich, dass das limitierte Digi sich auch inhaltlich unterscheidet. Nicht nur von der Verpackung her.

Honour Bound ist ein musikalisches Monster, ein entfesseltes Biest. Hier bekommt ihr progressive Klänge, das Album ist purer, musikalischer Einfallsreichtum der von der ersten bis zur letzten Minute zu überzeugen weiß. Ich bin ehrlich, dieses Jahr hat schon so einige großartige Produktionen parat gehabt, Honour Bound reiht sich bedenkenlos ganz weit vorne mit ein in dieser Riege. Großartig, seit gestern rotiert hier nichts anderes mehr!

Titelliste:
01. Still Alive
02. Honour Bound
03. Leaders Of Conspiracy
04. B.H.P.P.
05. Eyes Of A Traitor
06. Old Glory
07. Eine Familie
08. Scream About Injustice
09. Heartbeat
10. Keep On Fighting
11. Back Into The Battlefields
Bonus *
12. Friends And Family (MMXXI)
13. Aufruf zur Revolte (MMXXI)
14. Russian Winter **

* ausschließlich auf der CD im ltd. Digi enthalten
** im Original von Bound for Glory

Hörprobe – Hope for the Weak – Keep On Fighting:

  

 

Author: Frontmagazin
Frontmagazin.de - Das alternative Musikmagazin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert