Uwocaust and the Angry Bois – Das alte Feuer

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Uwocaust and the Angry Bois – Das alte Feuer
PC Records | MCD

Er hat es wieder getan

Ach ist das schön, ja wirklich, richtig schick und stilvoll marschiert die neue Minischeibe namens “Das alte Feuer” vom Uwocaust und seinen Musikern auf und sorgt für gute, ausgelassene Stimmung. Und dies ziemlich unerwartet, habe ich, um ehrlich zu sein, in diesem Jahr eigentlich nicht mit neuen Noten vom guten Uwe gerechnet. Um so erfreulicher war es dann auch, als der Silberling bei mir auf dem Schreibtisch lag und ich mir die Zeit nehmen konnte, die sechs Lieder dieser Produktion in aller Ruhe zu geben.

Uwe schwelgt in Erinnerungen und blickt musikalisch auf die alten Tage zurück, zumindest überwiegend, denn mit den ersten Minuten, die dieser Silberling seine Runden dreht, liegt eine wohlklingende Nostalgie in der Luft. Dann greift der Caust zum Mikro und lässt seine Hörerschaft wissen, dass: “Die Straßen deiner Jugend, die wandeln ihr Gesicht. Weil dort mit vielen Zungen, nur nicht mit deiner spricht.”, und so nimmt eine musikalische Reise ihren Lauf. Ok, vielleicht ein klein wenig theatralisch, aber wirklich nur minimal und dabei belassen wir es, hä, hä. So, was fällt mir spontan zur vorliegenden “Das alte Feuer” Minischeibe ein? Nun, es ist alles irgendwie vertraut und doch neu, etwas, das ich vom Caust gewohnt bin und doch nicht erwartet hätte. Musikalisch macht dieses Minialbum wirklich eine interessante Figur, mit seiner lockeren Art hat das Teil bereits nach wenigen Minuten seine Sympathiepunkte abgegriffen und dies absolut berechtigt. Die Struktur der Scheibe übergeht einfach mal klassische Muster und bedient sich an eher untypischen Stilrichtungen. So trifft ein klassischer Rocksound auf ein maßgeblich prägenden Einsatz von einem Element aus dem Jazz, und zwar eines Saxophons. Solche eher untypischen Instrumente verleihen einer politischen Rockscheibe eine besondere Note und Abwechslung, gerade in Zeiten der Massenbeschallung. Wobei man auch nicht plump behaupten kann, dies sei eine politische Rockscheibe im klassischen Sinne, dazu, hat diese Produktion einen viel großen individuellen Anteil und Wert. Dennoch, trotz aller Vergangenheitsromantik und nostalgischen Ansagen, verzichtet man nicht auf kritische Texte. So gibt es mit “Weg ins Verderben” und “S.K.A.” zwei deutliche Ansagen, in der ersten dreht es sich um sozialen und moralischen Verfall, dem die Konsumopfer ihren “Gebern” und “Gönnern” erliegen und das zweite Lied beschäftigt sich mit den Trends der subkulturellen Medienerscheinungen, ihren gesteuerten und gewollten Auswirkungen auf Jugend und Kultur und den “Gewinn”, den die Medienmacher daraus ziehen. Ihr seht oder besser hört, so ganz ohne (sozial)kritischen Aussagen geht es dann doch nicht. Bei den sechs Liedern dieser Minischeibe handelt es sich textlich um durchweg eigenes Material, bei der Musik wurde dreimal gecovert. Was ich persönlich im Kontext mit textlichen Eigenkompositionen immer spannend finde und begrüße und ist auch nicht das erste Mal, dass das so bei einer Uwocaust Produktion gemacht wurde. Von wem der gute Uwo sich die Musik gemopst hat, das könnt ihr unten nachlesen.

Vielen wird es vielleicht oder besser gesagt, ich bin mir sicher, zu wenig neues Material sein. Doch gerade die Variante einer Minischeibe macht hier den Charme aus. Manchmal ist weniger eben mehr und das ist hier Programm. Ich mag Minialben und ich mag EPs, diese Produktionen haben einfach immer den positiven Nebeneffekt, dass sie den Anschein erwecken, als würde mehr Herzblut und Leidenschaft in das musikalische Material gesteckt werden. In vielen Fällen ist dies auch nicht abwegig bzw. es trifft zu und das vorliegende Minialbum überzeugt durch Liebe zum musikalischen Detail auf ganzer Linie.

Doch nicht nur musikalisch ist “Das alte Feuer” eine gelungene Sache, auch die Gestaltung ist genial und noch mehr. Habe ich nicht er kürzlich Oldschool Records in den Himmel gelobt, für die genialen Gestaltungen, die mit den Produktionen erscheinen? Genau, und dann schickt das Chemnitzer Label PC Records solch ein Design ins Rennen. Ganz ehrlich, das gemalte Artwork ist ja mal der Wahnsinn. Nicht nur akustisch, auch visuell geht es nostalgisch zur Sache. Die Aufmachung wirkt und sieht aus wie eine Hommage an die 70er und 80er-Gangsterfilme, oder gerne auch wie die Filmplakate von eines Tarantino oder Rodriguez Film. Schöne, warme Farben, wunderbar platzierte Porträtzeichnungen und eine daraus resultierende, lebendig wirkende Gesamtstruktur, lassen diese Aufmachung einen endlosen Hingucker sein.

Na das hat doch mal funktioniert, Gratulation an Uwocaust und seine Musiker und an PC Records für eine wirklich gelungene Produktion. Auch dass man sich dazu entschieden hat, dieses gelungene Werk nur als klassische Edition im Jewelcase zu vermarkten. Es braucht einfach nicht für jede Produktion ein limitiertes Digi, ein solch starkes Werk verkauft sich auch so und es mindert den ohnehin schon ziemlich hohen Wert dieser Produktion nicht auf. Eine großartige Produktion, von Anfang bis zum Ende!

Titelliste:
01. Erwacht *
02. Das alte Feuer
03. Freundschaftsballade
04. Reminiszenzen **
05. S.K.A.
06. Weg ins Verderben ***

* im Original von Lionheart
** im Original von Brutal Combat
*** im Original von Battle Zone

Hörprobe – Uwocaust and the Angry Bois – Erwacht:

 

Author: Frontmagazin
Frontmagazin.de - Das alternative Musikmagazin

3 thoughts on “Uwocaust and the Angry Bois – Das alte Feuer

  1. Och nö, nicht schon wieder Singsang über die Skinhead-Subkultur. schnarch. Der Mensch blickt gern zurück und schwelgt in Erinnerungen, aber bitte mal realistisch bleiben und nicht den ganzen Zirkus (!) von “damals” abfeiern. Nach vorn sehen und aus den Fehlern der Vergangenheit lernen.

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  2. Mal wieder eine gute Scheibe von dem ”Dicken”! Nicht so hart wie sonst, aber geht recht gut in die Ohrmuscheln.

  3. 100% gelungen was der Uwe hier wieder produziert hat, wie immer eben. Diesmal hat er mehr sich unpolitisch und mehr straßentauglich also Oldschool in die Schlacht geworfen, macht aber nichts trotzdem sein Geld wert. Besonders das Saxophon ist einzig artig und eine tolle Abwechslung, aber ein Saxophon bei einer richtigen harten Uwocaust-Veröffentlichung wie A.B oder Blutrein wäre undenkbar. Aber mein Gruß an Potsdam: Uwe bleib wie du bist und mach weiter so!!!

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