A tribute to Faustrecht

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A tribute to Faustrecht
Oldschool Records | DCD

Ich weiß nicht wie lange es letztlich wirklich gedauert hat, aber nun ist das Teil endlich erschienen. Der “A tribute to Faustrecht” Sampler im Doppelpack, genauer gesagt als Doppel-CD Edition…

Ehre, wem Ehre gebührt sage ich da nur und diese Ehre haben sich Faustrecht wahrlich verdient. Ohne Zweifel und Fragen. Die AllgOi!er Skins dürften wohl die Wenigsten nicht kennen, irgendwo hat man sicherlich mal den einen oder anderen Klassiker wie “Der Aufstand”, “Sozialismus oder Tod” oder “Die Macht des Kapitals” gehört. Es gibt nicht viele Bands, denen ich nach ihrem Ende nachtrauere. Bei Faustrecht war (oder ist es noch immer) das allerdings so und noch heute halte ich an meinem innerlichen Wunsch fest, noch einmal etwas von der Kultband zu hören, wenn es auch nur ein letztes, ordentliches Abschlusswerk sein sollte. Faustrecht war mehr als nur eine Skinheadband, nicht zuletzt eben auch wegen ihrer grandiosen Musik und politischen Positionierung. Mit “A tribute to Faustrecht” wird der Band eine würdige Ehrerweisung zugesprochen, Freunde und Gefährten haben die Instrumente zur Hand genommen und einige ihrer genialen Lieder mit Respekt nachgespielt. Dabei hat man es dann sogar auf eine Produktion mit Überlänge geschafft und entsprechend wurden es dann eine Doppel-CD Produktion. 18 deutsch- und fremdsprachige Nummern + ein 15-minütiges Madley werden mit dieser Oldschool Records Produktion für die Ewigkeit festhalten. Leute, macht euch ein leckeres Bierchen auf und dreht die Anlage auf Maximus.

Den Anfang machen die Hamburger von Abtrimo, die auch nicht lange fackeln und mit “Where Have All The Bootboys Gone” sogleich den ersten Kracher abliefern. Ehrlich, die CD hat gerade erst begonnen und schon jetzt scheppert die Produktion und die Euphorie brodelt. Als Nächstes liefern uns die Hanseaten “Blut Schweiss und Tränen” gleich den passenden Nachschlag. Musikalisch liefern die Hamburger hier ziemlich starkes Material ab und haben einen würdigen Auftakt hingelegt. Als Nächstes meldet sich Butchery zu Wort. Ich muss gestehen, das mir die Band nicht wirklich etwas sagt. Einzig von dem “Stimmen der Solidarität” Sampler kenne ich die Truppe. Wie auch immer hier wird die erste fremdsprachige Nummer gecovert und dabei handelt es sich um das Lied “To Die For“. Dabei wird der Gesang abwechseln vorgetragen, neben einer tiefen männlichen Stimme gibt es auch ruhigere Töne von einer Dame zu hören. Ganz nett aber auch nicht Knaller. Als Nächstes ist eine vertraute und bekannte Band dran, die Jungs von Carpe Diem liefern ihren Beitrag ab und dieser kommt in Form von einem “Wenn Herrscher zu Knechten werden” Cover daher. Die Nummer ist für eine Coverversion im Carpe Diem Stil prädestiniert und vermittelt die politische Botschaft dieser starken Nummer einwandfrei, sehr gelungen. Dann kommt der Beitrag von FreilichFrei und hier muss ich wirklich sagen, das mich die Musik und die Art und Weise wie FreilichFrei musizieren, abgeholt hat. Nicht nur, das mit “Sozialismus oder Tod” eine der stärksten Nummern aus dem Faustrecht Repertoire gecovert wurde, auch in balladesker Form kommt dieses Lied wahnsinnig gut an. Das war es dann aber auch schon wieder mit den ruhigen  Tönen und nun, ja nun sind meine Lieblinge aus dem Schlachthaus am Zug, es gibt frisch gehacktes von Hausmannskost serviert. Mit “Wir haben es satt” und “You Better Think Twice” kotzen sich die Metzgermeister wahrlich aus und liefern zwei gelungene Beiträge in bewehrter Manier ab, einfach nur wunderbar, he, he. Nun ist IC1 am Werk, ein Projekt von Carpe Diem Musikern und Andy von Razors Edge. Grundsätzlich mag ich IC1, was hauptsächlich an der wohlklingenden Stimme vom Andy liegt. Hier allerdings holt die Band mich nicht ab, was vielleicht auch an der Nummer liegt. “For The Love Of Oi!” hat mich noch nie vom Hocker gerissen. Qualitativ gut gespielter Oi!/RAC aber das war es dann auch. Den Abschluss der ersten CD verkündet niemand geringeres als die kultigen Kommando Skin und was mit deren Nummern nun kommt, dürften die meisten Hörer wissen. Kraftvoller und stimmgewaltiger RAC der in den Gehörgängen haften bleibt. Auch hat sich die Truppe mit ihrem “Klassenkampf” Cover selbst übertroffen. Endgeil, da freut man sich doch irgendwann auf neues Material der Skins, oder?!

Nachdem man den ersten Silberling dann verdaut hat und das eine oder andere Bierchen gezischt hat, geht es mit der zweiten Scheibe auch prompt weiter. Der Auftakt wird mit dem Rollator ans Mikro gerollt. Nein, Spaß bei Seite, mit den Coversongs von Noie Zeit startet auch der zweite Tonträger ziemlich stark. Kein Wunder, hat man mit sich mit “Die Macht des Kapitals” und “Ein Blick zurück in Zorn” doch gleich zwei Machtnummern der Truppe gemopst und diese stark nachgespielt. Man kommt also gar nicht erst zur Ruhe, es geht stark weiter. Weiter geht es mit den beiden Beiträgen von Smart Violence und ganz ehrlich, es nimmt an Qualität nicht ab. Im Gegenteil, es geht genau dort weiter, wo die starken Vorgänger aufgehört haben. Doch dabei bleibt es nicht, knallt “Helden der Arbeit” als ursprüngliche Nummer eh schon und kommt als Cover ziemlich stark daher, reißen Broschi und seine kahlgeschorenen Kameraden mit “Der Aufstand” alles raus. Das Lied ist eh eine geniale Nummer, hat man sich aber nicht alleine auf die Kraft des Liedes ausgeruht. Nein, man hat sich internationale Unterstützung in Form von einer Beteiligung von Orgullo Sur und Lemovice mit ins Boot geholt. Endgeil, das Lied ist eines der Highlights dieser Produktion. Im Anschluss sind die Ungebetene Gäste an der Reihe, hier muss ich leider schreiben, dass die Kraft und der Geist, den die Lieder von Faustrecht mit sich bringen, in den Coversongs etwas schwächelt bzw. nicht so wirklich rübergebracht wird. Musikalisch nicht verkehrt, die Nummern wurden gut gespielt, nur ist der Gesang nicht der Bringer. Definitiv zwei der schwächeren Beiträge dieser Produktion. Urweisse heben mit ihrem “Take Back Your Land” Cover die Stimmung dann wieder an und liefern eine stimmige, teils ziemlich melodische Nummer ab. Hat durchaus einen wohlklingenden Überraschungseffekt. Nun dürfen alle noch einmal genau hinhören und die Ohren spitzen. Mit dem “Damals wie heute” Cover von der noch unbekannten Band Xerum 525 dürfte es wohl einen der großen Überraschungsbeiträge schlechthin geben. Die Nummer ist brachial gespielt und die Stimme des Sängers zerfetzt förmlich das Mikro. Obwohl ich nicht unbedingt ein Freund davon bin, so komme ich in diesem Fall nicht drum herum den Vergleich zu ziehen. Xerum 525 klingt stimmlich schon sehr stark nach Andi und seiner Division Germania und ich kann euch versichern, das, was da noch kommen wird, wird euch vom Hocker reißen. Hier geht es aber erst einmal um das “Damals wie heute” Cover und dies bricht Mauern und überwindet Barrikaden, großartig und eines der besten Stücke auf dem Album. Den Abschluss der zweiten CD gibt es in Form eines 15-minütigen Madleys aus diversen Faustrecht Liedern. Vorgetragen wird das Madley von den Sängern von Act of Violence, Eskalation, MPU, Noie Zeit, Punkfront, Schusterjungs, Smart Violence und Verboten, wenn das nicht mal was ist, oder?

Mein lieber Scholli, das Teil ist mal eine fette Produktion, da hat sich Oldschool Records nach der langen Produktionszeit nicht lumpen lassen und darf auch schon etwas stolz auf diesen musikalischen Tribut sein. In Überlänge lassen 12 Bands es mal mehr und mal weniger, ordentlich krachen und liefern überwiegend Klassiker der Kultgruppe aus dem Allgäu ab. Oldschool Records hat das Teil entsprechend schick gestaltet, die beiden CDs wurden in einem Digi verpackt mit passender Gestaltung. Leider hat man sich gegen ein Beiheft entschieden, das hätte noch einen zusätzlichen Mehrwert gehabt. Nun gut, die Texte sollten aber die meisten eh kennen und mit der limitierten Sonderedition in Form eines Gitarrenverstärker als Pappbox, gibt es einen schicken Ausgleich. Die Sonderedition ist übrigens handschriftlich auf 333 Stück limitiert.

Hier wird einer der einflussreichsten Skinheadbands der sozialkritischen Musikszene ein würdiger Tribut gewährt, da hat sich die Wartezeit gelohnt. Das Teil ist in seiner Gesamtheit eine musikalisch großartige Produktion und ein würdiges, musikalisches Denkmal. So gibt es abschließend eine klare Kaufempfehlung und einen Gruß ins Allgäu an die Jungs von Faustrecht, vielen Dank für all die genialen Lieder und Alben!

Titelliste – CD 1:
01. Abtrimo – Where Have All The Bootboys Gone
02. Abtrimo – Blut Schweiss und Tränen
03. Butchery – To Die For
04. Carpe Diem – Wenn Herrscher zu Knechten werden
05. FreilichFrei – Sozialismus oder Tod
06. Hausmannskost – Wir haben es satt
07. Hausmannskost – You Better Think Twice
08. IC1 – For The Love Of Oi!
09. Kommando Skin – Klassenkampf
10. Kommando Skin – The Love Of My Life

Titelliste – CD 2:
01. Noie Zeit – Die Macht des Kapitals
02. Noie Zeit – Ein Blick zurück in Zorn
03. Smart Violence – Der Aufstand (feat. Orgullo Sur & Lemovice)
04. Smart Violence – Helden der Arbeit
05. Ungebetene Gäste – Ehre Freiheit Vaterland
06. Ungebetene Gäste – Verzicht ist Verrat
07. Urweisse – Take Back Your Land
08. Xerum 525 – Damals wie heute
Bonus
09. Madley
Act of Violence | Eskalation | MPU | Noie Zeit | Punkfront | Schusterjungs | Smart Violence | Verboten

Hörprobenmix – A tribute to Faustrecht:

 

Author: Frontmagazin
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1 thought on “A tribute to Faustrecht

  1. Hier liest man sehr gut heraus von welchen Bands der Verfasser ein Fan ist und welche er nicht so mag. Zum Glück ist diese Rezession nur von einer Person geschrieben worden. Geschmäcker sind verschieden…

    Was hier aber einige “Sänger” darbieten, gerade bei den englischsprachigen Songs ist echt schon eine Zumutung für die Ohren, aber so etwas übersieht man gerne wenn man die rosarote Fanboybrille auf hat 🙂

    Musikalisch kann man bei Faustrecht nicht wirklich etwas falsch machen. Das klingt alles sauber.

    Netter Sampler für zwischendurch, mehr nicht. Bleibe lieber bei den Original Alben an.

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