Notwehr – Stefan S. Solo – Gestern

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Notwehr – Stefan S. Solo – Gestern
Das Zeughaus | CD

Es scheint derzeit ziemlich beliebt zu sein, die alten Lieder wieder hervorzuheben und ihnen den digitalen Staub abzuklopfen. Das dachte sich auch Stefan, Kopf und Sänger von Notwehr, der sich nun mit “Gestern” bei seiner Hörerschaft zurückmeldet

Zugegeben, es ist schon eine ganze Zeit her, seit dem ich die alten Studioalben von Notwehr gehört habe. Dennoch, der eine oder andere akustische Fetzen ist noch da und mit diesen habe ich mich an das neue Album herangewagt. Auf dem vorliegenden Studioalbum werden der interessierten Hörerschaft elf Titel geboten, inklusive Intro und Outro. Dabei handelt es sich, wie inzwischen bereits bekannt sein dürfte, um Titel aus der frühen bzw. ersten Schaffensphase von Notwehr, verpackt in einem musikalisch zeitgemäßen Gewand. Dies lässt sich ziemlich gut hören, stimmiger Rechtsrock mit einer guten Portion Melodie, der sich in den Gehörgängen verankert. Stilistisch knüpft ziemlich dicht am 2020er-Album “Genug ist genug” an, welches seinerzeit bei Front Records erschienen ist.

Die alten Lieder verfehlen auch heute nicht ihr Ziel, zumindest in den meisten Fällen. Der Silberling ist leider nicht durchweg von Klassikern durchsetzt, was wohl der Zensur geschuldet ist. Ich vermisse den einen oder anderen alten Schinken, aber irgendwas ist bekanntlich immer. Im Großen und Ganzen bietet der Tonträger aber eine gute Auswahl und man darf musikalisch noch einmal in die frühen Jahre der deutschen Rechtsrocker reisen. Dass ein zeitloser Klassiker wie “Meine Träume” nicht fehlen durfte, sollte klar, aber nicht selbstverständlich sein. Bedauerlicherweise musste nämlich der Kehrreim geändert werden, um das Lied weiterhin frei zugänglich zu machen. Sprich, in seiner ursprünglichen Version ist das Lied bedauerlicherweise nicht mehr frei verfügbar und so hat man das nötige Übel in Kauf genommen. Schließlich ist das Lied auch irgendwie als Aushängeschild von Notwehr zu bewerten, wer kennt nämlich nicht die Geschichte vom Brandenburger. Aber auch andere Lieder sind gelungen und verlieren nicht an Kraft, so sei beispielsweise “Schreie in der Nacht” genannt, ein Lied, das sich mit dem bedauerlicherweise wohl nie endenden Thema der Kindesmisshandlung beschäftigt. Oder die Nummer “Wenn es tobt”, politischer Schlachtenlärm der anprangert und verdammt fetzig gespielt wird.

Mit “Gestern” bekommt die interessierte Hörerschaft altes Material von Notwehr im neuen, gelungenen Gewand serviert. Was bei mir persönlich noch immer etwas Irritation auslöst, ist die veränderte Stimmenlage von Sänger Stefan. Ich habe bei jedem Lied einfach immer noch die hohe Stimme im Ohr, ob ich will oder nicht, he, he. Das ist jetzt aber kein Kritikpunkt, ich wollte es nur einfach noch einmal mit einbringen.

Wie ebenfalls schon erwähnt, wurde das alte Material mit neuen Klängen und Tönen ausgestattet. Der musikalische Teil ist gelungen, ein satter, sauber Sound und einige instrumentale Spielereien lassen “Gestern” angenehm durch die Boxen schallen. Wie der Aufbau als Band ist, vermag zum Zeitpunkt der Rezension nicht sagen, es erinnert musikalisch aber irgendwie an die Arbeit vom Oberberger und dies darf man durchaus als positiv werten. Wie auch immer die Konstellation aussieht, dieser Tonträger macht Spaß und wirkt gewiss nicht langweilig.

Dieses Mal wurde das Studioalbum von Das Zeughaus produziert und dort hat man sich auch in diesem Fall etwas einfallen lassen. Neben einer klassischen Veröffentlichung im Jewelcase, die hier u.a. vorgestellt wird, gibt es noch eine nicht jugendfreie Edition im Digi mit zwei weiteren Liedern. Und für die Jäger und Sammler hat sich Das Zeughaus mal etwas anderes einfallen lassen, und zwar einen Sammelordner im Großformat. Dieser ist vollumfänglich bedruckt, im selben Stil wie das Artwork der regulären Edition. Im Innenteil findet ihr das neue Album, in einer eingeklebten Plastiklasche. Was mir persönlich sehr gut gefällt, ist das Beiheft im DIN A4 Format mit Klammerheftung. Das ist durchaus mal etwas anderes und hat es so noch nicht gegeben, das lobe ich mir und zeichnet Einfallsreichtum aus. Übrigens, im Beiheft gibt es ein paar persönliche Wort vom Stefan zur CD und Werdegang, auch dies macht sich immer gut im Beiheft.

Hier gibt es einmal mehr, eine gelungene Produktion aus dem Hause Das Zeughaus. Außerdem holt mich Notwehr musikalisch wieder ab, dies war nach einem inzwischen indizierten Projekt nun nicht wirklich (mehr) selbstverständlich. So erfreulicher dreht dieser Silberling seine Runden in der Anlange und während dies geschieht, überlege ich mir, wie bzw. wo ich den Ordner verstauen könnte? Geile Sache, in Aufmachung und Klang!

Titelliste:
01. Intro
02. Für immer
03. Gestern ein Freund
04. Falsche Freunde
05. Memorium
06. Wenn es tobt
07. Schreie in der Nacht
08. Dicke Freunde
09. Vorbei
10. Meine Träume
11. Outro

Hörprobe – Notwehr Stefan S. Solo – Wenn es tobt:

 

Notwehr – Genug ist genug

Notwehr – Wer hat an der Uhr gedreht?

Author: Frontmagazin
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2 thoughts on “Notwehr – Stefan S. Solo – Gestern

  1. Was ich nicht so ganz verstehe ist, wenn man doch zusätzlich sowieso eine 18er Version der CD raus bringt, wieso spielt man die Geilen Sachen von damals nicht neu ein und macht sie da mit drauf ? Die Klassiker von Notwehr können doch nicht alle Beschlagnahmt sein sondern nur Indiziert R.H. ist wohl eine Ausnahme. 2-3 Lieder gefallen, der Rest ist eher Langweilig.
    Schade hab da mehr erwartet.

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