Die Lunikoff Verschwörung – Hut ab vor Solchen! + Kurzinterview mit Luni

Diesen Tonträger bewerten
[Total: 91 Average: 3.5]

JETZT KAUFEN

Die Lunikoff Verschwörung – Hut ab vor Solchen!
Die Hitlerche | CD

Fünf Jahre sind zwischenzeitlich vergangenen und seien wir mal ehrlich, es hat sich nicht wirklich viel zum besseren gewandelt, oder? Wie passend ist es dann, dass in diesen wirren Zeiten sich Die Lunikoff Verschwörung endlich wieder zurückmeldet und im Feldgepäck dann auch gleich ein neues Album mit vierzehn neuen Titeln hat? Richtig, schöner kann es doch kaum zur verbalen, musikalischen Abrechnung kommen

Mit “Hut ab vor Solchen!” ist es also wieder so weit, der schlimme Finger gibt wieder alles, um jeden Gutmenschen, Linksfaschisten und Staatsbüttel die Zornesröte ins Gesicht zu treiben. Doch dieses Album ist anders und Wotan gebe mir recht, es bringt eine eigenwillige Abwechslung mit sich. Was nicht bedeutet, dass es die Verschwörung mit den noch immer vorherrschenden Problemen aufnimmt und entsprechende musikalische Abreibungen verteilt. Der Ehrlichkeit halber muss ich aber auch schreiben, dass dieses Album definitiv seine Zeit gebraucht hat. Nicht weil es schlecht oder weil es so schwere Kost ist, nein es ist eben eine etwas andere Produktion geworden.

Wie bereits angedeutet und warum sollte man sich auch neue Feindbilder schaffen, wenn der alte Rotz noch immer vertreten ist, nimmt man es mit dem alten Spuk auf. Was das bedeutet? Joa, es gibt immer noch religiöse Spinner auf diesem Planeten, die von siebzig Jungfrauen im Paradies träumen, nachdem sie im Namen ihres Gottes die ungläubige Welt terrorisiert haben. Oder der unsägliche Zustand, dass dieses Volk noch immer vor bolschewistischen Schandmälern im eigenen Land kniet. Aber auch von persönlichen Ereignissen erzählt das neue Studioalbum, wie beispielsweise in dem Lied “Orje“, in dem Luni die Geschichte von Leben und Ableben eines befreundeten Imbiss-Betreibers singt, der bedauerlicherweise ein gewaltsames Lebensende durch Südländer erfahren musste. Mit “25 Millionen” liefern Luni und seine Musiker dann die wohl umstrittenste Nummer auf dem neuen Album ab. Das Lied beschäftigt mit der politischen Forschung des deutschen Genozides durch Verhütung und Abtreibung. Dass Luni selbstverständlich nicht nur rumblödeln kann, sondern auch ernsthafte Themen ansprechen und abhandeln kann, ist kein Geheimnis. Und hier haut er dann auch gleich ein solches, ziemlich schwieriges Thema raus. Ich möchte das Thema hier nicht allzu stark vertiefen, es würde nicht verdientermaßen die nötige und vollumfängliche Aufmerksamkeit bekommen, die es verdient hat, aber es sei meinerseits dazu geschrieben, dass ich Lunis Sicht verstehen kann und auf was er damit hindeuten möchte. Allerdings teile ich die Meinung bzw. Ansicht in dem Lied, aufgrund vielerlei Gründen, nicht. Eines ist auf jeden Fall zweifelsfrei Fakt, es ist eine mutige Nummer. Und wo es bittere Ernsthaftigkeit bei der Verschwörung gibt, existiert auch schwarzer und klassischer Humor, beispielsweise mit dem Lied “Böses Hundi“. Ska lastige Spaßnummer, wird sicherlich für Lacher und Fremdschämer sorgen.

Musikalisch kommt das neue Studioalbum mit viel Abwechslung daher und besonders der musikalisch frische Wind in der Verschwörung lässt dieses Album so abwechslungsreich glänzen. Es gab hier und dort wohl personelle Änderungen, dadurch kehrt logischerweise eine gewisse Veränderung im Klangbild ein und dies kann sich hören lassen. Die klassischen Rocknummern fallen allesamt etwas härter aus, es geht mehr in spielerische Richtung von musikalischen Beiträgen wie beispielsweise “Weisser Verrat”. Doch auch andere Stilrichtungen sind vertreten, so gibt es von Rockballaden bis zu Ska lastigen Nummern einiges geboten. Ja, sogar dem Metal verschriebene Riffs werden heruntergerissen, endgeil.

Keine Frage, mit “Hut ab vor Solchen!” melden sich Luni und seine neu aufstellte Verschwörung ziemlich eindrucksvoll zurück. Aber man muss dem Album auch seine Zeit zur Entfaltung geben, der Silberling zeigt seine Wirkung erst mit der Zeit und daher sei eindringlich dazu geraten, dieses Album nicht vorschnell als “Durchschnitt” oder “Schlecht” zu bewerten. Hört das Album in aller Ruhe mehrmals, erst dann kommt das Werk wirklich zur Geltung.

Das neue Album erschien erwartungsgemäß über Die Hitlerche, wahlweise als klassische Jewelcase Edition oder als limitierte Magnetbox. Diese Box ist handschriftlich auf 700 Exemplare limitiert und beinhaltet neben der CD noch ein Shirt, einen Aufkleber, Magneten und einen Anstecker. Dass diese Edition im Blitzkrieg-Tempo ausverkauft war, dürfte wenig überraschen, oder? Die Gestaltung ist mal wieder richtig gelungen und wurde erwartungsgemäß vom guten, alten Griffin angefertigt. Im Beiheft selbst gibt es keine Liedertexte, dafür einige Informationen. Dies wurde bewusst so gemacht. Technisch ist das neue Album sauber produziert, ein satter, voluminöser Klang dröhnt aus den Boxen, klar und deutlich. Gut, da gab es ja fast nie etwas zu bemängeln. Einzige Ausnahme dürfte die “E**** i* J********” Produktion sein, die war vom Klang her nicht gut, aber darum geht es hier ja nicht. So bleibt am Schluss wohl nur noch zu schreiben, dass es der gute Luni und seine Mannen auf ihre eigene Art und Weise geschafft haben, ein starkes und sowohl vertrautes als auch frisches, neues Album zu veröffentlichen!

Titelliste:
01. Tyrfing
02. Teutonenschwert
03. A.W.D.B.
04. 70 Trauben
05. Hundert
06. (Ihr habt) die Pfanne heiss
07. Orje (Altberlinisch für Georg)
08. 25 Millionen
09. Unsterblich
10. Requiem für Fritze
11. Reisst die Schandmäler ab!
12. Der Sterbehelfer
13. Böses Hundi
14. Hippie Milf

Hörprobe – Die Lunikoff Verschwörung – Reisst die Schandmäler ab!:


Kurzinterview mit Lunikoff zum neuen Studioalbum

Frontmagazin:
Luni, sei gegrüßt. Was macht das Leben in der alten Reichshauptstadt?

Luni:
Looft. Wenn die Kasperköppe hier alle das täten, wat sie mir können, käm ick jarnich mehr zum Sitzen!

Frontmagazin:
Na da hast ja mal wieder für ordentlich Aufsehen gesorgt mit dem neuen Album, und Zeit habt ihr euch auch noch gelassen. Fünf Jahre ist schon ne Ansage, wenn man sich mal einige Veröffentlichungsrhythmen anschaut, die inzwischen zum Normalzustand in der deutschen Rechtsrockszene zählen. Erzähl doch mal, inwiefern unterscheidet sich “Hut ab vor Solchen!” zu seinen Vorgängern und wie verlief die Arbeit an dem Werk?

Luni:
Normalerweise ist unser CD- ,,Turnus” so alle 3 Jahre. Aufgrund interner Querelen, die inzwischen gelöst wurden, dauerte es diesmal fünf. Inwiefern sich die Scheibe von ihren Vorgängern ünterscheidet müssen die Hörer und die ,,Rezensenten”(hüstel) entscheiden. Die Arbeit hat richtig Lunte jemacht.

Frontmagazin:
Eines ist mir bereits nach wenigen Minuten aufgefallen, und zwar eine andere Klangkulisse als wie es noch beispielsweise bei “Öl in´s Feuer” der Fall war. Es klingt speziell bei den rockigen Nummern alles etwas härter und teils auch schnell. In der Rezension habe ich da einen Vergleich zu der Nummer “Weisser Verrat” gezogen, passt das und wie kam es zum musikalischen Wandel?

Luni:
Einen Wandel sehe ich nicht. Wir haben schon immer ,,mal so, mal so” geklungen, schon aus Prinzip. .Liegt vielleicht an der Abmischung, die mir diesmal besonders gut gefällt.

Frontmagazin:
Die Spannbreite an unterschiedlichen Stilrichtung ist recht groß auf dem neuen Album, so gibt es klassische Rocknummern wie “Teutonenschwert”, Rockballaden wie das traurige “Orje” Lied oder auch mal etwas Ska, wie in der Spaßnummer “Böses Hundi”. Wie wichtig ist es für eine Produktion der Verschwörung, stilistische Abwechslung einfließen zu lassen?

Luni:
Drei Sachen werden sich bei uns nie ändern. Die politische Ausrichtung, die insgesamt harte Gangart und das Potpourri durch die musikalischen Stile. Und viertens, ein bißchen Spaß muß natürlich auch sein!

Frontmagazin:
Die wohl umstrittenste Nummer auf dem neuen Album dürfte “25 Millionen” sein. In diesem Lied beschäftigst du dich mit der politischen Forschung des deutschen Genozides durch Verhütung und Abtreibung. Ich bin mir sicher, dass du da schon unterschiedliche Meinungen gehört hast. Denkst du, dass man ein solch schwieriges Thema wirklich auf einen Wert reduzieren kann?

Luni:
Verstehe die Frage nicht. Ich spiele das Lied seit Jahren schon ,,live”, da gibt so oft am Schluß stehende Ovationen und die Leute wollen wissen, wann der Song endlich rauskommt.. Nur weil ein Thema schmerzt, können wir uns nicht drumrumdrücken. Es ist DAS Thema unserer derzeitigen Lage, zu dem man als N(atur)S(chützer) eigentlich gar keine andere Meinung haben kann.

Frontmagazin:
Man kennt es ja nun, man kann es nicht jedem recht machen und ich möchte kurz betonen, dass dies nicht meine Meinung ist. Einige Hörer befürworten es, dass der Spaßfaktor auf diesem Album ein wenig zurückgeschraubt wurde, aber nicht gänzlich darauf verzichtet wurde und mehr Ernsthaftigkeit gegeben ist. War das so gewollt und wie siehst du es mit dem Umfang vom “Spaß” auf einer Verschwörungsscheibe, kann es davon nicht zu viel oder zu wenig geben?

Luni:
Kunst (er nennt sein Rumjebrülle ,,Kunst!”) ist immer autobiographisch. Also wird bei mir immer Spaß dabei sein. Daß der eine mehr, der andere weniger möchte, ist bei fast allen Dingen im Leben so. Solange nicht alle das Gleiche bekritteln, muß ick nicht drüber nachdenken.

Frontmagazin:
Abschließend die wohl wichtigste Frage, immerhin macht es mir Sorgen, was mir da zu Ohren gekommen ist. Ich habe gehört das Lumpi Zwangs-kastriert werden soll, um ihn ruhig zu stellen, zum Wohle der gutmenschlichen Entwicklung auf den Straßen Berlins und zur Gefahrenabwehr durch die sogenannten “Sondereinheit Rassisten auf 4 Pfoten”. Das darf doch nicht sein, oder?

Luni:
Keene Sorge, habe beim Glöööckler ein weisses Katzenkostüm für ihn bestellt, mit reichlich Straßsteinchen, da fällt er hier nicht auf..

Frontmagazin:
Luni, besten Dank für dieses Kurzinterview und wir hören und lesen uns ja in einiger Zeit wieder, zu einem großen, umfangreichen Interview in einer kommenden Frontmagazin-Druckausgabe. Dir weiterhin alles Gute mit der Musik und natürlich auch privat. Und selbstverständlich ein erholsames Fest und guten Jahreswechsel. Bis dahin, zum Wohl. Die letzten Worte gehören dir!

Luni:
Das ging ja erfreulich flott. Na dann eurer Mannschaft und euren Lesern ein besinnliches Julfest! Und: Zum Wohle!

 

Lunikoff Verschwörung, Die – Öl in´s Feuer (CD)

Chemnitz ist überall!

Author: Frontmagazin
Frontmagazin.de - Das alternative Musikmagazin

3 thoughts on “Die Lunikoff Verschwörung – Hut ab vor Solchen! + Kurzinterview mit Luni

  1. Der alte Sack aus Berlin hat hier wirklich ein Topbrett hingeworfen!!! Es stimmt wie die Redaktion es sagt 3mal muss man es hören und da sind eben die 100%+ mehr natürlich drin. Hätte nicht gedacht das er noch mal so eine Hammer-CD rausbringt. Das Südstaatenalbum von 2019 war sehr gut. Bei der 2017er Verschwörung gefielen mir die Hörproben nicht und die Meinungen. Aber vielleicht lege ich mir das 17er auch noch nachträglich zu. Aber hier bei der Neuen ist man bestens bedient auch Neueinsteiger kommen auf ihre Kosten. Ernst, Spaß, schnelle und ruhige Töne runden diese Scheibe ab mit der unverkennbaren Stimme vom alten preußischen Meister.

    15
    4

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert