Prolligans – Endlich 18

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Prolligans – Endlich 18
Oldschool Records | CD

Zwei Jahre nach dem letzten Tonträger melden sich die Prolligans mit einem neuen Studioalbum zurück und dies frischer und besser denn je

Ist das herrlich, mit “Endlich 18” melden sich die Skin mit einer musikalischen Nackenschelle zurück. Politisch korrekt waren die Prolligans ja noch nie und den guten frechen Ton haben sie auch hier nicht verlernt. Ganz im Gegenteil, das Material auf “Endlich 18” stellt mal locker seinen Vorgänger in den Schatten. Sozialkritisch, sicherlich für einige moralisch unerträglich und irgendwie wunderbar sexistisch. Prolls, Skins und geile Keiler, dies ist euer Soundtrack für den Sommer, ha, ha. Ganz ehrlich, als ich den Tonträger das erste Mal in aller Ruhe unter die Lupe genommen hatte, musste ich lachen. Danach dachte ich mir, was wohl bei Oldschool Records vorgefallen sein muss, als er die finale Gestaltung abgesegnet hatte. Aber gut, eines nach dem anderen, dann wollen wir mal.

Und los, vierzehn neue Nummer bietet uns das neue Studioalbum “Endlich 18” der Prolligans, wobei der erste Titel ein Intro ist. Geht es im Anschluss dann aber auch gleich an die erste richtige Nummer, so stellt man schnell fest, dass die Prolligans mit diesem Tonträger ein guten und großen Schritt nach Vorne gemacht haben. Die Prolligans hatten bereits in jüngster Vergangenheit eine gewisse abgefuckte Lässigkeit in ihren Liedern und dies führen sie auf dem neuen Album auch wunderbar fort. Schön zügiger Oi! / RAC mit jeder Menge Melodie und Chorgesängen. Das macht die Prolligans aus, dazu gesellen sich dann wunderbar politisch unkorrekte Texte, die so gut wie moralische Instanz in diesem Land die Zornesröte in die Augen treiben wird. Manche Themen können nie genug besungen werden und so rechnen man musikalisch in dem Lied “Zeichen der Zeit” mit so manchen Auswüchsen dieser Republik ab und stellt sich ganz klar und deutlich gegen den kranken “Täterschutz vor Opferschutz” Kult. Oder die Nummer “Am Boden zerstört”, wenn die Prolligans es noch nicht geschafft haben sollten, bei der linken Adresse anzuecken, mit diesem Lied wäre es spätestens vollbracht. Aber die Prolligans wären nicht Prolligans, würden sie ihren Namen nicht alle Ehre machen. Und spätestens jetzt bin ich mir sicher, dass sich nach den nun beworbenen Liedern für einige Leute das Thema erledigt haben wird. Warum? Ein erster Blick aufs Cover wird schon für gutes Gelächter gesorgt haben – die nimmt Schnorchel-Unterricht für den nächsten Urlaub an der Nordsee, oder was habt ihr gedacht? Wie auch immer, wenn Lieder wie “Ich trink dich schön” oder “Girls just wanna have cum” ertönen, muss sowohl eine gewisse ausgeprägte Gelassenheit als auch eine entsprechend stark proportionierte Ladung Humor vorhanden sein. Oder man muss einfach die subkulturelle Freizügigkeit mögen, die, die Prolligans hier propagandieren oder besser gesagt, zelebrieren, ha, ha. Es geht um die schönste Sache der Welt, in jeder Lage, in jeder Stellung und unter den unterschiedlichsten Umständen. Wer verklemmt ist, den Spaß hier nicht erkennt oder der Meinung ist, so etwas sei keine politische Musik, der braucht eigentlich auch nicht weiterlesen und sich mit diesem Werk beschäftigen. Dem seien andere Werke ans Herz gelegt, die viel, viel besser passen.

Was meiner Meinung nach besonders positiv zu bewerten sein sollte, ist die doch ziemlich starke Klangkulisse. Das neue Material klingt richtig stark, ziemlich druckvoll, schön voluminös und sauber abgemischt. Oh ja, diese Studioscheibe fetzt und ist technisch schon ein echter Leckerchen. Die Prolligans bleiben sich und ihrer Linie treu, liefern eine gelungenen Oi! / RAC ab, der mit Pogo-Garantie und musikalisch-politischen Handrückenschellen aufmarschiert. Mit “Endlich 18” haben die Prolligans sich selbst überboten und dies gekonnt.

Oldschool Records ist erneut für die Produktion verantwortlich, dort ist man bekanntlich auf hochwertigen Produktionen ausgerichtet und die Prolligans sind dort bestens beheimatet. Hin und wieder muss aber auch die seriöseste Klangschmiede mal die innere Sau herauslassen und dies hat man sich bei Gestaltung des Booklets dann wohl auch gedacht. Wobei ich ziemlich sicher bin, dass auch hier die Prolligans maßgeblich verantwortlich sein dürften. Denn neben den abgedruckten Texten der neuen Lieder ist der Innenteil der holden Weiblichkeit gewidmet. Oder anders gesagt; Möpse, Mösen und Renees sind das bildliche Füllmaterial des Booklets – was will man mehr? Hier wurde Spaß und Subkultur wunderbar als Tonträger verewigt und für die Nachwelt festgehalten. Ein Silberling, der wirklich Spaß macht, sofern man damit etwas anfangen kann. Für mich persönlich schon jetzt ein Stimmungsmacher für die bevorstehende Sommer-Saison, endgeil!

Titelliste:
01. Die Tore schliessen
02. Endlich 18
03. Zeichen der Zeit
04. Ich trink dich schön
05. Wer wenn nicht wir?
06. Am Boden zerstört
07. Karma
08. Die Alten
09. Girls just wanna have cum
10. Wohin ist die Zeit?
11. Damals wie heute
12. Assi Love Affair
13. Unser zweites Zuhaus
14. Vater ist der Beste

Hörprobe – Prolligans – Wohin ist die Zeit?:

 

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Author: Frontmagazin
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4 thoughts on “Prolligans – Endlich 18

  1. Eine weitere “Spaßscheibe”. Joa, Leute. Politisch unkorrekt mögen die Texte stellenweise sein, aber im Großen und Ganzen sehe ich da keinen nennenswerten Unterschied zur BRD-Untergangskultur. Mit Suff, Nikotin und Nutten gewinnt man keinen politischen Kampf. Das sollten die letzten 35 Jahre eindeutig bewiesen haben.

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    1. Petersen du bist…

      Anm.d.Red.: Und der geschriebene Rest würde leider in dem Kontext, und dann auch noch auf unserer Seite, eine Straftat darstellen. Verzeihung, aber das kann ich leider nicht freigeben!

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